“Ohaiyou Gozaimasu!” – Guten Morgen! – So klingt es, wenn Manuel Berbuer in die Arbeit kommt und seine Kollegen begrüßt. Der 32-Jährige war Manager bei Amazon in Pforzheim. Dann ergab sich für ihn die Möglichkeit, für Amazon in Japan zu arbeiten. 2016 bereitete er den Start des im April 2017 eröffneten Fresh Depots in Japan mit vor und schlüpfte dafür am Launchtag sogar in ein Bananenkostüm (s. Bild).
Längst beherrscht er die wichtigsten Vokabeln und Sätze auf Japanisch. Immerhin ist Japan seit zwei Jahren Manuels neue Heimat – beruflich und privat. Im September 2015 kam der 32-Jährige zur Eröffnung des ersten Amazon Pantry Logistikzentrums nach Japan. Anfang 2016 bereitete er den Start des ersten Amazon Fresh Depots vor, in dem Lebensmittel gelagert und direkt an Kunden ausgeliefert werden. Heute leitet er es. Was ihn an Japan fasziniert, verriet er uns am Telefon – unserer Zeit sieben Stunden voraus.
Von Pforzheim nach Japan – wie kam es?
Seit der Eröffnung 2012 arbeitete ich im Amazon Logistikzentrum Pforzheim. Als Manager im Wareneingang hatte ich ein tolles Team. Aber ich bin der Überzeugung, dass man beruflich immer in Bewegung bleiben muss. Da ich Anfang 2015 den Eindruck hatte, dass sich das Logistikzentrum sehr gut entwickelt hat, suchte ich nach einer neuen Herausforderung.
Warum ausgerechnet eine Stelle in Japan?
Ich suchte gezielt nach Jobs außerhalb Deutschlands, da ich schon immer international arbeiten wollte. Im Jobportal von Amazon fand ich dann interessante Stellen in Japan. Dort lebt ein sehr guter Freund von mir, den ich während des Studiums besucht hatte. Seither bin ich fasziniert von dem Land und seinen Leuten. In sehr positiven Gesprächen mit unseren zuständigen Personalverantwortlichen wurde ich motiviert, mich offiziell zu bewerben. Nach erfolgreichen Vorstellungsgesprächen per Videokonferenz bekam ich im Juni 2015 das Angebot. Die größte Sorge war, dass ich kein Wort Japanisch sprechen konnte, aber das Personalteam vor Ort war sehr hilfsbereit und hat mir meine Bedenken schnell genommen. Im September 2015 trat ich bereits den neuen Job in Japan an.
Das war sicher ein großer Schritt. Wie hat Deine Familie darauf reagiert?
Natürlich habe ich die Idee mit meiner Frau besprochen. Zum Glück war sie schnell mit von der Partie. Wir beide reisen leidenschaftlich gerne und lieben es verschiedene Kulturen und Lebensstile kennenzulernen.
Fiel es Dir gar nicht schwer Deutschland den Rücken zu kehren?
Es war nicht einfach, Europa zu verlassen, da meine gesamte Familie in Deutschland und die meiner Frau in Spanien lebt. Auch unsere Freunde sind alle in Deutschland und ich musste mich im Logistikzentrum in Pforzheim von einem super Team verabschieden. Einen Abschied, den sie mir mit den vielen netten Worten und Fotos von unseren gemeinsamen Erfolgserlebnissen fast noch schwerer gemacht haben. Bevor wir umgezogen sind, habe ich mich sehr oft gefragt, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Im Nachhinein bin ich aber davon überzeugt.
Wie war der Start in der neuen Heimat?
Beim Umzug von Deutschland nach Japan hatte ich sehr viel Unterstützung von meinen Chefs. Zusammen mit dem Amazon Relocation Team haben sie mich ermutigt und mir bei den Formalitäten geholfen, in Bezug auf das Visum oder die Steuerberatung. Auch vor Ort in Japan habe ich Starthilfe bekommen. Der Personalverantwortliche und die Kollegen dort haben alles getan um sicher zu gehen, dass meine Frau und ich uns gut in Japan einleben. Ich bin sehr dankbar für die Zeit und Energie, die sich die einzelnen Menschen genommen haben, damit es uns hier gut geht.
Gibt es mehr Unterschiede oder Gemeinsamkeiten zwischen Japan und Deutschland?
Ich finde, es gibt wesentlich mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten. Selbst nach zwei Jahren erlebe ich regelmäßig neue Elemente japanischer Kultur. Ein Klassiker ist die Vermeidung von Körperkontakt. Hier gibt es keine Umarmungen oder ‘high fives’. Man klopft sich auch nicht auf die Schulter, wenn man etwas gut gemacht hat. Statt Handschlag gibt es eine Verbeugung. Im Vergleich zu Deutschland ist Respekt in Japan ein noch viel wichtigerer Bestandteil des allgemeinen Umgangs miteinander. Trotz der Massen an Menschen findet man kaum lautstarke Auseinandersetzungen. Japan ist ein sehr sicheres Land. Die Frauen laufen ohne Sorge mit offenen Handtaschen herum. Wenn mir auf der Straße zum Beispiel der Geldbeutel aus der Tasche fällt, hebt ihn jemand auf und läuft mir hinterher, um ihn mir zurückzugeben.
Wie wirken sich die landestypischen Unterschiede bei der Arbeit aus?
In Japan wird direktes Hinterfragen häufig als respektlos aufgefasst, während eine offene und aktive Diskussion in Deutschland eher als gesund und lösungsorientiert gilt. In Japan ist das aber vielen zu direkt. Daher sollte man, bevor man eine Antwort gibt, sehr intensiv über seine Äußerung nachdenken, um das Gegenüber nicht vor den Kopf zu stoßen. Das macht die Entscheidungsfindung oft langsamer als in Deutschland. Der Stellenwert der Arbeit ist in Japan höher. In einem Büro verlassen die Mitarbeiter in der Regel erst dann den Arbeitsplatz, wenn der Vorgesetzte schon gegangen ist. Als Führungsperson muss man stark darauf achten, dass die Mitarbeiter nicht zu viele Überstunden machen.
Gibt es auch etwas, das Dich manchmal verzweifeln lässt?
Es war anfangs nicht einfach eine Bank zu finden, die Konten für Ausländer anbietet. Eine Kreditkarte zu bekommen war auch eine schwere Geburt. Hätte uns unser japanischer Freund nicht so viel geholfen, wären wir über die anfänglichen bürokratischen Hürden wahrscheinlich wahnsinnig geworden.
Was schätzt Du an Japan?
Die faszinierende Kultur: Japan ist sehr speziell in seiner Geschichte, Sprache und in seinen Bräuchen. Es gibt tolles Essen und zwar wesentlich mehr als Sushi. Die Landschaft ist wunderschön. Man hat Berge, Seen, Wälder, Strand, Meer und natürliche heiße Quellen, in denen man baden kann. Und der öffentliche Verkehr in Tokyo ist so effizient – keine Ausfälle, kaum Verspätungen –, dass man hier gar kein Auto braucht. Da viele Leute kein Auto haben, hat Online-Shopping hier auch einen sehr hohen Stellenwert. Wir kaufen beispielsweise unsere Getränke bei Amazon Fresh, um uns den Transport der Kisten zu Fuß vom Supermarkt nach Hause zu sparen.
Wirst Du in Japan bleiben oder zieht es Dich weiter?
Ich bin immer offen für Neues. Im Prinzip spricht nichts dagegen, nochmal in einem anderen Land zu starten. Ich finde es ohnehin enorm, was ich in meiner Zeit bei Amazon schon jetzt an Möglichkeiten hatte, Neues zu lernen und mich weiterzuentwickeln. Ich konnte mich auch schon in Deutschland an europaweiten Projekten beteiligen. Ich denke, es gibt wenige Unternehmen, bei denen man in einer so relativ kurzen Zeit so viel lernen und mitgestalten darf.
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