Meetings, Einweisungen, Arbeitsabläufe – für viele Mitarbeiter ist die sichere Routine des Arbeitsalltags eine Selbstverständlichkeit. Ganz anders sieht das bei Kollegen mit Handicap aus. Für sie sind Änderungen im Arbeitsablauf eine Herausforderung. Bei der Bewältigung sind die Kollegen mit Behinderung ebenso gefragt wie der Arbeitgeber. Das Amazon Logistikzentrum Leipzig beschreitet bei der Integration schwerbehinderter Kollegen neue Wege.
Visuelles Lernen für gehörlose Kollegen – die Idee kam in einer der sogenannten Gehörlosenrunden auf: „Bei diesen regelmäßigen Treffen haben gehörlose Mitarbeiter die Möglichkeit für Rückfragen zu neuen Betriebsvereinbarungen. Es geht um aktuelle Themen, die diese Kollegen beschäftigen oder die man für sie gesondert aufarbeiten muss“, erklärt Ulrich Poppitz, Schwerbehindertenbeauftragter im Logistikzentrum Leipzig. Dort entwickelten die gehörlosen Kollegen gemeinsam mit Ulrich Poppitz, der Personalleiterin Katja Wilhelm und Thomas Lange-Endrulat, Senior Trainer am Standort Leipzig, das Konzept zu speziellen Trainingsvideos für nichthörende Mitarbeiter. Doch von der Idee zum fertigen Clip war es ein langer Weg.
Gebärden für „Pick“ und „Pack“

Das Drehteam (v.l.n.r.) Sabine Hesselbarth, Karl Maier, Anna Hofmann und Daniela Ruge mit der externen Dipl.-Gebärdensprachdolmetscherin (FH) Theresa Dankert.
80.000 Gehörlose gibt es in Deutschland. Seit 2002 ist die Gebärdensprache als natürliche Sprache anerkannt. Doch wie jede Fremdsprache, die man erst erlernen muss, stellte die Gebärdensprache Thomas und sein Team vor eine Herausforderung: „Uns war vieles nicht bewusst. Gehörlose lesen nicht wie ein hörender Mensch. Insofern konnten wir die bestehenden Trainingsvideos nicht einfach mit Untertiteln unterlegen. In der Gebärdensprache gibt es auch unterschiedliche Dialekte. Nicht zuletzt standen wir vor der Herausforderung, dass es Amazon-intern zahlreiche Begrifflichkeiten gibt, für die noch keine Gebärdenübersetzung besteht.“
Über die Vernetzung der verschiedenen Amazon Logistikzentren in Deutschland wurden Thomas und seine Kollegin Anna Hofmann auf eine Plattform des Standortes Werne aufmerksam. Die gehörlosen Mitarbeiter in Werne entwickeln neue Gebärden für die Amazon-Begriffe und tauschen diese über die Plattform mit ihren Kollegen aus.
Eine „Herzensangelegenheit“

Beim Dreh der Trainingsvideos hatte das Team sichtlich Spaß.
Im Logistikzentrum Leipzig wurde ein Besprechungsraum zum Filmstudio. Das Equipment für die Beleuchtung wurde privat von Anna gestellt. Sie führte auch die Dreharbeiten durch. Sabine Hesselbarth aus der Abteilung „Pack“ hat selbst eine Hörschädigung und schlüpfte in die Rolle der Regieassistentin. Ihre gehörlosen Kollegen Karl Maier und Daniela Ruge dolmetschten vor der Kamera. Nach langer Vorbereitung fiel im Mai dieses Jahres die erste Klappe.
„Mir persönlich ist die Zusammenarbeit mit schwerbehinderten Kollegen eine Herzensgelegenheit“, sagt Katja Wilhelm. „Mit solchen Projekten möchten wir jegliche Bedenken und Berührungsängste ausräumen. Denn die Zusammenarbeit mit Menschen mit Handicap ist eine Bereicherung für unseren Arbeitsalltag.“
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